Schlemmen an der Algarve
Hummer, Langusten oder Seeigel. Kabeljau, Adlerfisch oder Pargo. Rund 300 verschiedene Arten von Fischen und Meeresfrüchten tummeln sich in den Fangrevieren vor der Küste der Algarve. Und ein Großteil dessen, was die Fischer aus Atlantik und Mittelmeer holen, wird in Sagres auf den Märkten angeboten. Der Fischmarkt der kleinen Gemeinde am südwestlichsten Zipfel Portugals gehört zu den besten Europas – Und zu den bequemsten: Während woanders die Fänge des Tages schon in aller Frühe verkauft sind, kommen hier die frischesten Fische erst am Nachmittag in die Verkaufshallen – Von Booten, die am frühen Morgen ausgelaufen sind.
Deshalb trifft man am Kai auch Köche wie Leonel Pereira. Der gebürtige Algarvino deckt sich hier mit frischen Tunfisch, Garnelen oder Jakobsmuscheln ein – Und zwar „täglich“, wie er sagt. In seinem rund 90 Kilometer entfernten Restaurant Sao Gabriel in Almancil werden daraus innovative kulinarische Köstlichkeiten, die dem renommierten Restaurantführer Michelin seit Jahren einen Stern Wert sind. Dabei braucht der Küchenmeister eigentlich keine Sößchen oder Schäume, moderne Vitalkochzonen oder Vakumierer. „Frische Sardinen, Meersalz und ein Grill“ genügen ihm schon für ein Festmahl. Die Region im Süden Portugals ist nicht die Heimat raffinierter Gerichte, denn ihre Bewohner hegen eine tiefe Abneigung gegen alles was den Eigengeschmack der Speisen verändert.
Überzeugen kann man sich davon in einer der vielen Tavernen und Grillstationen, die es überall an der Algarve gibt. Beispielsweise im O Ciclista an der Bundesstraße N 125 bei Tavira. Das schlichte, aber vorzügliche Tunfischsteak vom Grill lässt so manchen LKW-Fahrer die Abfahrt nehmen und eine Pause einlegen, wie uns ein Blick auf den Parkplatz verrät. Deftig und gut speist man aber nicht nur an der Küste, sondern auch im Hinterland. Das O Porco da Serra im Bergdorf Monchique ist berühmt für seine Morcelas und Farinheiras: Würste von der heimischen Schweinerasse Porco Preto, die meist in einem scharfen Bohneneintopf landen. Hinterher räumt der Medronho, ein Schnaps aus den Früchten des Erdbeerbaumes, den Magen auf.
Einen Kontrast zu Einfachheit der Hauptgerichte sind die Süßspeisen, die in der Casa da Isabel in Portimao serviert werden. Schon die Namen wie Nonnenbauch, Engelswangen oder Himmelsschinken zeugen von der Fantasie der Zuckerbäcker. Vor allem die Mandel – Ein Geschenk der Mauren an die Region – findet vielfältige Verwendung: Als feines Marzipan, gefüllt mit gezuckerter Eiercreme. Oder geröstet oder gemahlen in fruchtigen Kuchen – und als Füllung für getrocknete Feigen.
Wer trotz der Köstlichkeiten kulinarisches Heimweh verspürt, kommt an der Südwestspitze Portugals auf seine Kosten, genauer gesagt am Cabo São Vicente. Dort, am Ende der Welt, hat der Nürnberger Wolfgang Bald einen kleinen Anhänger mit ein paar Stehtischen aufgestellt und verkauft „die letzte Bratwurst vor Amerika“ – Aber aufgrund der Winterpause erst wieder ab dem 21. März.