Fr. Mrz 29th, 2024
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Wo die Hippies happy waren

Duftende Gewürzgärten, traumhafte Strände und Städte voll kolonialer Pracht: Goa – längst mehr als ein Paradies für Blumenkinder. Hier in Goa finden Touristen alles, was einen einzigartigen Urlaub ausmacht.

„Ratet mal, was das ist“, sagt Sitkha – und reicht jedem in unserer Gruppe eine paprikaähnliche Frucht. Am Ende des fleischigen Stils hängt ein kleiner nierenförmiger Kern: Die Cashew-Nuss. „Bei euch in Europa“, referiert die zierliche Frau, „kennt man nur den Kern – geröstet und gesalzen“. In Goa jedoch verwende man auch das Fruchtfleisch und braue aus dem süßsäuerlichen einen Schnaps: Cashew-Feni. Doch den, grinst die 32-Jährige, „gibt es erst später.“

Wir sind auf der Sahakari Spice Farm, südlich von Panaji, der Hauptstadt des kleinsten Bundesstaats Indiens. Die 55 Hektar große Anlage ist duftender Gewürzgarten, Lehranstalt für ayurvedische Medizin und eines der vielen touristischen Highlights Goas. Sitkha führt unsere kleine Reisegruppe durch das Areal, erklärt Anbaumethoden der einzelnen Gewürze, wirtschaftliche Bedeutung, aber auch welche Heilkräfte Kurkuma und Co. besitzen.

Bananenstauden und Kokospalmen

Im dichten Dschungel wachsen Kakaobohnen und Currybäume, es duftet verführerisch nach Vanille und Zimt, Nelke und Muskat. Kleine Chilischoten, die unglaublich scharf sind, leuchten rot im Dickicht – und pralle Bananenstauden säumen neben riesigen Kokospalmen, an deren Stämmen Pfefferranken Richtung Sonne wachsen, den Pfad. Viele der hier angepflanzten Gewürze und Früchte landen am Ende unserer Tour auf dem Mittagstisch: Das Menü aus Basmati-Reis und Linsen, Mango und Kokosmilch – scharf gewürzt mit Piri-Piri-Chili – ist Bestandteil der Führung und endet, wie versprochen, mit einem magenberuhigenden, leicht nussig schmeckenden Feni.

Gewürze, allen voran der Pfeffer, prägten die Geschichte Goas über Jahrhunderte: Wegen ihm besetzten die Portugiesen vor mehr als 500 Jahren die mittlere Westküste Indiens – und blieben bis 1961. Das Erbe der Eroberer lässt sich am ehesten in Panaji bewundern. Mein Tipp: Eine Stadtbesichtigung auf dem Moped.

Kaum am Bahnhof der Hauptstadt angekommen, spricht mich schon am Gleis Rajeb an. „Ich zeig dir die Stadt“, verspricht mir den Mit-Zwanziger, „kostet 1000 Rupien“ – was umgerechnet rund 15 Euro sind. Auf dem Vorplatz staune ich nicht schlecht, als mein Begleiter meinen Koffer kurzerhand auf den Lenker packt – und mich auffordert, hinter ihm Platz zu nehmen.

Kreuze und Kacheln

Wir fahren durch Viertel, die mehr an eine nordportugiesische Kleinstadt erinnern als an Indien: Im Stadtteil Sao Tomé etwa prangen Kreuze, Bildstöcke und christliche Symbole an den Fassaden der Kolonialbauten. Und überall findet man die für Portugal so typischen blauen Kacheln an den Häuserwänden. Es gibt ein gutes Dutzend Kirchen, darunter die innen wie außen schneeweiße Kathedrale Santa Catarina und die Basilica do Bom Jesus – ein wuchtiger Sakralbau im barocken Stil, die älteste Kirche Indiens und seit 1986 Unesco-Weltkulturerbe.

Ein Besuch Goas wäre nicht vollständig ohne ein paar Tage an einen der Traumstrände – auch wenn die berühmt-berüchtigten Hippie-Partys dort weitgehend Geschichte sind. Zum besonders entspannten Relaxen eignen sich die Puderzuckerstrände vor allem im südlichen Teil des Bundesstaates noch immer: Ein Küstenabschnitt ist reizvoller als der nächste. Nur wenige Menschen sind unterwegs, und der Strand fällt meist flach ab. Bereits am Morgen erreicht das Wasser hohe Temperaturen – und sanfte Brisen schütteln fast den gesamten Tag die sattgrünen Palmenblätter.

Die schillerndste Perle in Goas Kollier ist Palolem im Süden: Eine kreisrunde Sichel feinsten Sandes mit Baumhäusern und Restaurants, die bereits Hollywood in den Bann zogen. So wurde vor einigen Jahren hier die Anfangssequenz des Films „Die Bourne Verschwörung“ mit Matt Damon und Franka Potente gedreht – doch trotz des Ruhms hält sich der Touristenzulauf in Grenzen.

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Von sn7376

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