Italiens unbekannter Süden
Zwiebel-Eis und Schwefelwasser
Arturo hatte nicht zu viel versprochen. Für einen besonders schönen Blick auf das Tyrrhenische Meer mit den Liparischen Inseln am Horizont hat uns der Eismacher zur Aussichtsterrasse L’Affaccio geschickt. Am Rande der Altstadt von Tropea, die auf einer 40 Meter hohen Felsenklippe am Meer thront, beobachten wir, wie die Sonne golden im azurblauen Meer versinkt.
Am Himmel zeichnen sich die Umrisse des noch aktiven Vulkans Stromboli wie ein Scherenschnitt ab. Ein Bild wie aus einem Ferienkatalog. Nahezu schon kitschig und doch typisch für Kalabrien, wo hinter jeder Ecke eine Traumaussicht auf Küste, Meer oder Berge wartet.
Sukkulenten und Kakteen
Schon auf der Fahrt von Pizzo nach Cabo Vaticano kamen wir nicht aus dem Staunen heraus. Schneeweiße Strände wechselten sich ab mit zerklüfteten Buchten, manche kahl und garst, andere mit blühenden Kakteen oder bunten Sukkulenten. Hinter einer Kehre erstrahlte das Meer im schönsten Blau. Oder der Blick fiel auf einen mittelalterlichen Kirchturm, der aus einem Meer roter Ziegeldächer hervorlugte.
„Costa degli Dei“ nennen die Einheimischen den etwa 50 Kilometer langen Küstenstreifen, die „Küste Gottes“ – und das ist keine Übertreibung. Außerdem gilt die Fahrt mit dem Auto auf dieser Route als eine der schönsten in ganz Italien.
Gegen Mittag waren wir in Tropea angekommen – und hatten gleich Bekanntschaft mit Arturo Scaramazo gemacht. Die Stadt ist berühmt für ihre feinen Sandstrände, die normannische Kathedrale – ein trutziger Bau mit schneeweißen Säulen – und für ihr Eis. Dementsprechend bieten an die 50 Gelateri in dem Städtchen die außergewöhnlichsten Kreationen an – auch Arturo.
Seine Spezialität: Zwiebel-Eis. „Hergestellt aus der berühmten roten Tropea-Zwiebel“, erklärte der 40-Jährige und hielt uns mit einem breiten Lächeln eine Kugel Eis vor Gesicht: „Musst du probieren, kriegst du nur hier“. Letzteres glaubte ich gern, bei erstem war ich nicht sicher, doch dann überwog die Neugier. Und tatsächlich – das Zwiebel-Eis ist ausgesprochen lecker, sahnig und süßlich mit leichter Karamellnote.
Eichen, Ahorn, Pinienstämme
Weil wir tapfer noch das Tunfisch-Eis probierten, enthüllte Arturo uns ein paar weitere Tipps für den Aufenthalt an Italiens Stiefelspitze. Etwa im Restaurant La Lamia ein perfekt gebratenes Tunfisch-Steak mit roten Gaglioppo. Beides aus der Region natürlich. Überdies eine Trekking-Tour im Nationalpark Pollino – durch dicht bewachsene und zuweilen verwunschen wirkende Täler voll mit hundertjährigen Föhren, Eichen, Ahorn und Pinienstämmen. Ideal, um der Sommerhitze an Kalabriens Küste für ein paar Stunden zu entfliehen.
Nicht zu vergessen den Besuch eines Wellness-Bads in Lamezia Terme. Bereits in der Antike war der Ort bekannt für seine warmen, schwefelhaltigen Quellen. Noch heute zeugen zahlreiche Überreste griechischer und römischer Thermalbäder davon. Schließlich entspannten wir in der Terme di Caronte in 39 Grad warmen Schwefelwasser und bei einer wohltuenden Gesichtsmassage – auch das ein Tipp von Arturo.