Do. Apr 25th, 2024
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Ein Tropfen Schweiß fällt auf mein nass getränktes T-Shirt. Im Rhythmus der Musik rudere ich mit den Armen von der Tanzfläche in Richtung Bar. Bunte Lichtblitze treffen mich auf dem Weg. Die Musik dröhnt laut in meinen Ohren. „Lass uns rausgehen“, brüllt mir Maria zu, „am Strand den Sonnenaufgang anschauen“. Kurzentschlossen verlassen wir Radio EPGB – einen der angesagtesten Clubs des Nachtlebens von Tel Aviv. „Hab ich dir zu viel versprochen?“, fragt die 32-Jährige und hakt sich bei mir ein. Hat sie nicht! Jerusalem betet. Haifa arbeitet. Und Tel Aviv tanzt – so hat Maria ein altes Sprichwort zitiert und versprach am Abend dessen Wahrheitsgehalt zu belegen. Und in der Tat: Die Partymetropole des Nahen Ostens vergnügt sich, als gäbe es kein Morgen mehr: Pralles Leben – hier und jetzt.

Bars, Clubs und Humus

Stolze 1750 Nachtclubs und Bars warten im Stadtgebiet – die meisten davon im Viertel rund um den Rotschild-Boulevard, wo sich Bars und Clubs wie Perlen aneinanderreihen. Aktuell angesagt: Kuli Alma – mit internationalen DJs und Livebands, sowie das Hoodna mit cooler Live-Musik auf der Straße. Viele schließen erst im Morgengrauen. Und nicht selten zieht die Feiergemeinde, so wie wir, danach zum Strand – und macht dort einfach weiter.

Um uns für die Nacht zu stärken, waren wir zuvor bei Abu Hassan. „Der Typ hat den Friedensnobelpreis verdient“, sagt Maria verschmitzt. „Er macht das beste Humus von ganz Israel“. Der Brei aus pürierten Kichererbsen, Sesam und Gewürzen ist das völkerverbindende Nationalgericht der in Israel lebenden Juden, Moslems und Christen. Sie alle finden sich bei Abu Hassan ein. Streit ☀️ höchstens darum, wer die orientalische Spezialität erfunden hat und der wird meist bei einem kühlen Glas Arak geschlichtet. „In Europa ist von Tel Aviv immer nur die Rede, wenn es um Konflikte zwischen Arabern und Juden geht“, erklärt Maria, meine ehemalige Klassenkameradin, die vor zehn Jahren der Liebe wegen nach Israel ging. Dabei würden in der Hauptstadt der Jugend, Menschen aus allen Ländern friedlich zusammenleben: Aus Russland und Polen, aus Südafrika und Äthiopien, aus dem Irak, Argentinien oder Frankreich. Entsprechend bunt ist es auf den Straßen der Stadt, in der sich eine kreative und tolerante Subkultur entwickelt. Diese wird in der Region als einzigartig beschrieben.

Galerien, Sehenswürdigkeiten und Museen

Tel Aviv steht aber nicht nur für Vergnügen rund um die Uhr. „Wir haben unzählige Galerien, Sehenswürdigkeiten, Sammlungen und Museen“, sprudelt es aus Maria heraus. Einige davon sind beispielsweise das Bauhaus-Museum oder das Museum of Art, welche  internationales Renommee hätten. „Und die Tanz- und Ballett-Szene ist führend auf der Welt“. Auch aus alten Zeiten hat die zweitgrößte Stadt Israels einiges zu bieten: In Jaffa – 1950 eingemeindet – finden sich Reste einer mehr als 4000 jährigen Geschichte. Der Hafen ist einer der ältesten am Mittelmeer. Die Weiße Stadt – ein einmaliges Ensemble von mehr als 4000 überwiegend im Bauhausstil errichteten Gebäuden zieht jährlich Tausende architekturinteressierte Besucher in ihren Bann.

Auf dem Weg zum Strand schließt sich uns eine Gruppe Touristen an. An der Promenade drehen Jogger ihre ersten Runden und Liebespärchen tauschen die letzten Küsse. Am Dolphinarium Beach ist noch mächtig viel los: Zwei Musiker geben mit Gitarre und Bongos eine kleine Session. Ein Akrobat übt etwas abseits Salti und Sprünge. Bierflaschen klirren und man hört ein Gewirr aus Sprachen aller Länder. Ich setze mich müde zu den Musikern und bekomme ein Bier gereicht. Maria will noch tanzen. „Schlaft ihr denn nie?“, frage ich. „Nein“, antwortet sie vieldeutig und zwinkert mir zu. „Wir Israelis sind immer wachsam.“

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Von sn7376

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