Mi. Apr 24th, 2024
neapelneapel

Am Fuße des Vesuvs brodelt das Leben

Am Fuße des Vesuvs brodelt das Leben: Neapel ist laut, lebendig und einfach schön! Die süditalienische Stadt am Golf von Neapel bietet Architektur, Kunst und Kultur im Überfluss und zeigt den typisch italienischen Flair.

Via Arena della Sanitá. Wie wilde Hornissen jagen drei Vespas an uns vorbei. Ein Obsthändler hat den Bürgersteig mit Waren zugestellt, so dass wir auf die Straße ausweichen müssen. Autos hupen. Ein Motorroller, der sich im Slalom an den Kleinlastern der Händler vorbeimogelt, tritt erst auf die Hupe, dann auf die Bremse. Wildes Gestikulieren. Ein paar, nicht ganz so ernst gemeinte Schimpfworte, schon ist er wieder weg.

Roberta und ich sind unterwegs in Neapels einstigem Schmuddel-Viertel Sanitá. „Noch vor wenigen Jahren hätte sich selbst die Polizei nur in Mannschaftsstärke in die engen Gassen gewagt“, erklärt mir die Schwägerin. Arbeitslosigkeit, Drogen, Jugendkriminalität bestimmten das Leben der Menschen im Quartier, in dem sie geboren wurde. Heute ist es, nördlich der Altstadt gelegen, ein beliebtes Touristenziel: Wegen der vielen frühchristlichen Katakomben, den unzähligen Barockkirchen, den verfallenden Palazzi – „und weil noch so vieles ist wie früher, als ich klein war“, schwärmt die 54-Jährige.

Blinkender Plastik-Jesus am Kreuz

Über unseren Köpfen tropft die Wäsche, auf Schnüren über die Straße gespannt. Eine Frau verkauft mit ihrem Bauchladen rote Hörnchen und ein paar Schritte weiter blinkt ein Plastik-Jesus am Kreuz neben einer Autowerkstatt. Zwischen all Dem knattern Vespas um die Wette, tauschen alte Damen – von einer Straßenseite zur Anderen – Neuigkeiten aus und spielen Kinder zwischen Mülltonnen Fußball.

Laut und lebensfroh präsentiert sich das etwa fünf Quadratkilometer große Quartier, das mit 70 000 Einwohnern zu den am dichtesten besiedelten Flecken Europas gehört. „Mehr Neapel geht nicht“, kommentiert Roberta die Szenerie und steuert ein schmiedeeisernes Tor an der Rückseite der Basilika Madre del Buon Consiglio an: Der Eingang zur geheimnisvollen Unterwelt der Stadt.

Geheimnisvolle Katakomben

102 Stufen und spärlich beleuchtet, geht es ins modrige Dunkel. Schon die alten Römer hätten hier Gräber in den Tuffstein geschlagen, weiß die Schwägerin, „Und die Gebeine der ersten Christen wurden in den Gewölben bestattet.“ Es gibt wunderschön bemalte Nischengräber aus dem 6. Jahrhundert – mit Mosaiken von Pfauen, Schafen und Weinreben. Dann lässt mich eine Aufreihung von Totenköpfen schaudern, die plötzlich aus dem Dunkeln auftaucht. Und in einem der Gänge hat die Polizei eine Asservatenkammer eingerichtet und vergessen: Jetzt rosten hier Dutzende von gestohlenen Motorrollern vor sich hin. Gut 90 Minuten dauert unser Spaziergang durch die Katakomben. Wieder an der Oberfläche schlägt Roberta einen Besuch des nahen Archäologischen Museums vor, das mit seinen spektakulären Funden aus Pompeji, Herculaneum und Cuna zu den bedeutendsten der Welt gehört. „Oder lieber in die Altstadt?“ Immerhin: sie ist Weltkulturerbe der Unesco – Dutzende barocke Kirchen und Klöster warten dort auf die Besucher, aber auch klassizistische Paläste, bunte Märkte und moderne Einkaufszentren wie die elegante Galleria Umberto I.

Mir steht der Sinn nach etwas Ruhe – auch das gibt es in der Millionenmetropole Neapel: Vom Hafen aus bringt uns die Seilbahn in wenigen Minuten auf den Posillipo-Hügel. Das Knattern der Vespas wird immer leiser, die Luft frischer. Nach einem kurzen Spaziergang zwischen prächtigen Villen und dichten Gärten kommen wir zur Kirche Sant Antonio. Unter uns die Dächer Neapels, weiße Yachten im azurblauen Meer. Und am Horizont taucht der Vesuv aus dem Dunst hervor.

Werbung

Von sn7376

Schreibe einen Kommentar