Do. Apr 25th, 2024
portoporto

Lissabons kleine Schwester

Portugals zweitgrößte Stadt ist ein Geheim-Tipp für Städteurlauber.

Izabels Augen funkeln. „Das sind die Tränen Christi“, sagt die 32-Jährige und hebt das Glas im 45-Grad-Winkel ins Licht. „Bernsteinfarben, Mahagoni. Der Geschmack wie saftige Konfitüre: Schattenmorellen, Brombeere“. Ein Tawny, so nennt sich der edle Portwein in unseren Händen, müsse schnell getrunken werden. Da der Wein rasch oxydiert, erklärt unser Guide. Doch da habe ich das kleine Glas längst geleert und schaue erwartungsvoll auf das Zweite, das vor mir auf einem alten Weinfass wartet.

Süßwein reift lange

Wir sind bei einer Weinprobe in der Kellerei Ramos Pinto in Villa Nova de Gaia. Hier am Südufer des Douro gegenüber Portos Altstadt haben die Portweinbarone seit Jahrhunderten ihre Lagerhäuser. Hier reift der Süßwein, der die barocke Handelsmetropole berühmt gemacht hat, in alten Eichenfässern – manche 20 Jahre und länger.

Ein Besuch in einer der zahlreichen Produktionsstätten gehört zum Pflichtprogramm jedes Porto-Besuchers: Für rund fünf Euro erhalten wir eine Führung durch die Kellerei, erfahren wie der Wein hergestellt wird und dürfen am Ende ein paar Gläschen verkosten. Nach der Führung machen wir uns auf in die historische Altstadt – seit 1996 Weltkulturerbe der Unesco. Der Weg dorthin könnte szenischer nicht sein: Über die knapp 400 Meter lange Bogenbrücke Dom Luiz I. überqueren wir den Douro. Und genießen atemberaubende Blicke auf die Stadt – mit ihren vielen Kirchen, farbenfrohen Stadthäusern und Seglern, die mit Portweinfässern beladen am Ufer ankern.

An der Uferpromenade des ehemaligen Fischerviertels Praia do Ribeira angekommen, landen wir mitten im modernen Ausgehviertel der Stadt: Techno-Beats wummern aus den Boxen der Bars bis auf das grobe Kopfsteinpflaster. Lachende Menschen rauchen bei angenehmen Temperaturen vor den Clubs eine Zigarette – oder bestaunen einfach nur die Farben des Abends.

Angesagte Clubs und Kultur

Gefeiert wird hier bis morgens um vier Uhr: Im Aniki Bóbó beispielsweise, direkt am Ufer in einem Haus aus dem 17.Jahrhundert. Oder im Indústria, dem Club von Merche Romero, TV-Moderatorin und Ex-Freundin von Cristiano Ronaldo. Oder auch im Plano B, einer gemütlichen Bar mit angegliederter Kunstgalerie.

Am nächsten Tag ist Zeit für ein bisschen Kultur – auch davon hat Porto mehr als genug. Gleich vier Kunst-Epochen kann man an der Kathedrale Sé bewundern: Die romanische Doppelturmfassade, den gotischen Kreuzgang, Barock- und Rokoko-Fassade und natürlich das Fliesendekor aus Azulejos. Jenen blau-weißen Kachelgemälden, die es in ganz Portugal zu sehen gibt.

Nicht weit davon: Die Igreja dos Clérigos mit ihrem 76 Meter Hohen Turm. Der Aufstieg nach oben führt über 225 schweißtreibende Stufen – und wird mit einem grandiosen Blick auf die Stadt belohnt. Keine Kirchenmänner, sondern Händler schufen den Palacio de Bolsa: Ein neoklassizistischer Bau mit einer prunkvollen Eingangshalle, einem marmorgeschmückten Patio und sieben Sälen – darunter den vergoldeten, an die Mezquita in Córdoba erinnernden Salão Árabe.

Jugendstil und Süßigkeiten

Eine Pause vom Sightseeing legen wir im Cafe Majestic in der Rua Santa Catarina ein. Doch auch hier kommt das Auge nicht zur Ruhe: Das 1920 erbaute Haus schwelt im schönsten Jugendstil – runde geschwungene Fenster, schwere Kronleuchter, Stuck und Engelchen an den Decken.

Neben pechschwarzem Espresso und traumhaft süßen Pasteis de Nata, erklingt bis Mitternacht Livemusik – von Jazz über Fado vom hauseigenen Pianisten.

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Von sn7376

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