Sa. Apr 20th, 2024
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Immer am Main entlang

Um tolle Natur und einzigartige kulinarische Abenteuer zu machen, muss es nicht immer in die Ferne gehen. Deutschland hat hier wahrhaftig viel zu bieten. Zum Beispiel den Main Radweg. Fast 600 Kilometer Main-Radweg, eingeteilt in 13 Genuss-Etappen: Doch welche ist die schönste? Empfehlenswert ist Abschnitt zehn – von Wertheim nach Miltenberg. Auf 35 Kilometern geht es vorbei an mächtigen Burgen, sanften Wiesen und lauschigen Wäldchen. Aber auch die Strecke danach Richtung Aschaffenburg hat seine Vorzüge: Rechts steile Weinberge, links die freundlichen Hügel des Odenwaldes, die sanft zum Fluss abfallen.

Kartoffelsalat und Rhabarbersaft

Auf diesem Weg bleibt nicht zuletzt das Kloster Engelberg in Erinnerung – auch, weil es 130 schweißtreibende Meter hinauf zu den Mönchen geht. Meter, die sich lohnen! Hoch über dem Tal brauen die Mönche süffiges Bier und bringen ebenso exzellenten Wein in die Fässer. Und auch der „Parkhof“ in Miltenberg bleibt haften: Ein großer, schattiger Biergarten samt bunter Schmetterlings-Wiese direkt am Radweg. Dieser verzaubert mit regionaler Bio-Küche, die nicht nur fränkische Bratwurst, Krustenbraten oder sämigen Kräuter-Kartoffelsalat serviert, sondern zudem zahlreiche selbstgemachte Fruchtsäfte auf den Tisch bringt.

Rhabarber sei „besonders klasse, doch lass dir Eiswürfel dazu geben“, sagt Hans, total verschwitzt, der schon den zweiten halben Liter nimmt. Sechs Tage zuvor war der 46-Jährige Dortmunder an der Quelle des Weißen Mains am Ochsenkopf im Fichtelgebirge bei Bischofgrün gestartet. Noch immer muss er über die Namen der Orte dort lachen: „Birnstengel, Güßhügel, Fröbershammer.“

Doch entlang des Radfernweges – 2008 als erste deutsche Route vom Allgemeinen Deutschen Fahr-Club mit fünf Sternen prämiert – warten als Anziehungspunkte auch ganz andere Kaliber: Bamberg, Schweinfurt, Würzburg, Aschaffenburg, Frankfurt und schließlich Mainz, wo der Fluss sich träge ergeben in den Rhein ergießt.

Abhängen und Sonnenbaden

Wer dort ankommt, fährt am besten schnurstracks über die Theodor-Heuss-Straße auf die andere Seite: Gleich am Wasser, am Adenauerufer gibt es ein besonderes Highlight: Den chilligen Mainzstrand, der täglich ab 11 Uhr bis zwei Uhr nachts zum Nulltarif geöffnet hat. „Der Platz schlechthin zum Abhängen und Sonnenbaden“, sagt Mona, die in der rheinland-pfälzischen Metropole Medizin studiert. Sobald sich die ersten wärmeren Sonnenstrahlen zeigen, mischt sie sich dort mit einem Caipirinha unter die „Feiernasen“ des Partyvolks.

Viel gefeiert wird auch in Volkach, nur mit völlig anderen Getränken: Dort wo sich der Fluss entlang der Weinberge schlängelt wie eine Faschingsgirlande, kommt fast ausschließlich der weithin geschätzte Kirchberg auf den Wirtshaus-Tisch – meist als Müller Thurgau oder Silvaner. Olivia, die mit ihrer Tochter Grete mit dem Rad flussaufwärts von Würzburg über Ochsenfurt hierhergekommen ist, empfiehlt allerdings Riesling. „Weil die Weinlage Lump heißt“, schmunzelt die 62-jährige Architektin aus Köln.

Kulturelle und kulinarische Genüsse

Sie will nach Schweinfurt, aber nicht, um erste Spuren der Freilaufnabe und der Rücktrittsbremse zu suchen. Beide wurden dort vor gut 120 Jahren von Ernst Sachs erfunden, Großvater des berühmtesten deutschen Playboys Gunter Sachs. Olivia drängt es ins Museum Georg Schäfer, das unter seinem Dach die weltweit größte Spitzweg-Sammlung beherbergt.

Am nächsten Tag steht für das Tandem-Team dann der „Gottesgarten am Obermain“ auf dem Programm. Besonders locken die Basilika Vierzehnheiligen, der Benediktinerabtei Kloster Banz und der sagenumwobene Staffelberg, der seit 7000 Jahren besiedelt ist. „Und natürlich Bamberg“, sagt Olivia, die sich besonders auf die Altstadt freut – der größte unversehrt erhaltene historische Stadtkern Deutschlands. Am Abend will sie aber keinen Wein trinken, sondern Rauchbier – im berühmten Brauereiwirtshaus „Schlenkerla“ in Bamberg. 20 000 Hektoliter des untergärigen dunklen Bieres rinnen pro Jahr durch ungezählte Kehlen. Drei müssen es pro Abend allerdings mindestens sein. Denn erst dann, so hatte es Hans in Miltenberg berichtet, mache sich der unvergleichliche Schinken-Geschmack so richtig breit. „Und der Durst auf mehr.“

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Von sn7376

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