Fr. Apr 19th, 2024
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Einmal im Jahr steht Teneriffa Kopf: Bei Europas größtem Karneval in Santa Cruz. Im Februar wird auf Teneriffa jährlich der Karneval ausgerufen, dieser steht für Ausgelassenheit und farbenfrohe Feste. Vom kleinsten Dorf bis hin zur Hauptstadt der Insel werden die Nächte durchgefeiert.

Naomis Nacken schmerzt. Zwei Stunden lang hat die 23-Jährige die Arbeit von Jorge über sich ergehen lassen. Der Make-up-Artist hat zuerst das Gesicht mit einer Foundation grundiert und sachte Rouge aufgetragen. Mit dem Concealer die Augenringe abgedeckt und Eyeshadow aufgesetzt. Danach mit dem Lipliner die Konturen am Mund nachgezogen und in einer nicht enden wollenden Prozedur kleine Strasssteinchen auf die Lippen geklebt. „Jetzt wird nur noch mit dem Strohhalm gegessen“, schärft Jorge ihr ein. „Und nicht so viel quatschen, auch wenn´s schwer fällt“, witzelt der 43-Jährige, während er Naomi in das bunte Pfauenkostüm hilft.

Nach Rio der spektakulärste Karneval der Welt

Doch zum Plaudern ist die Bankangestellte aus Santa Cruz ohnehin nicht aufgelegt, Naomi ist zu müde und zu aufgeregt. In wenigen Minuten führt sie in ihrem blau-grün schimmernden Kostüm die Parade ihrer Comparsa, ihrer Tanzgruppe, auf dem Festzug des Karnevals an.

Die mehrtägige Veranstaltung auf der größten Kanareninsel ist nach der von Rio de Janeiro vielleicht spektakulärste Karneval der Welt. Mehr als eine Millionen Besucher feiern auf den Straßen der Inselhauptstadt. Dutzende Musik- und Tanzgruppen halten ihre Parade in fantasievollen Kostümen entlang der Hafenpromenade ab.

Stundenlang zieht sich der fröhliche Zug durch die Avenida Francisco la Roche, die breite Straße, die Santa Cruz vom Meer trennt. Zwanzigerjahre-Schönheiten mit Federboa und Perlenketten schieben sich tanzend durch die Menge. Piraten mit vom Öl glänzenden, nackten Oberkörpern tanzen um sie herum. Zwei Clowns treiben ihre Späße mit einer Gruppe haariger Männer, die im roten Abendkleid und Pumps über die Wege stolpern. Dahinter trommelt sich eine brasilianische Batacuda-Band die Seele aus dem Leib. Sie gibt den Takt an für Naomi und ihre Sambatänzerinnen, die hüftschwingend folgen.

Kostüme plündern Haushaltskassen

„Vergangenes Jahr“, erzählt Naomi voller Stolz, „hat Maria bei der Wahl der Karnevalskönigin einen achtbaren dritten Platz belegt“. Mit einem zentnerschweren Kostüm aus silbernem Tüll und Taft, geschmückt mit hunderten Pailletten, grünlich schillernden Schuppen und Feder-Mandorlen. Wie eine Eis-Fee habe die ältere Schwester in dem Kostüm ausgesehen, das fast 20.000 Euro des Familienguthabens verschlang. Mehrere Zentner schwer, musste es mit einem Holzgestell gestützt und auf einem Wagen gezogen werden. „Und dennoch bewegte sich Maria darin so leichtfüßig und elegant, als sei es federleicht gewesen“, erinnert sich die kleine Schwester.

Auch die Männer der Familie sind vom Karnevalsfieber erfasst. Bruder Jorge trommelt in einer Samba-Band, die mit lateinamerikanischen Rhythmen bis spät in die Nacht auf den Straßen von Santa Cruz für Stimmung sorgen. Und Vater Jaime führt eine der 25 Murgas an: Lasterhafte Karnevalsgruppen, die an jeder Ecke der Stadt mit ihren Spottgesängen die lokalen, politischen Geschehnisse kritisch kommentieren.

Die Murgas stammen, so wie die leicht bekleideten Sambamädchen und die pompösen Umzüge, aus Südamerika. Rückkehrer aus Brasilien und Uruguay brachten um 1900 die Idee eines lateinamerikanisch geprägten Karnevals mit nach Teneriffa. Sie suchten auf der anderen Seite des Atlantiks vergeblich ein besseres Leben. Dem katholischen Diktator Franco war das bunte Treiben der leichtbekleideten Damen und Sängern ein Dorn im Auge. Das Straßenspektakel feierte nach seinem Tod eine Renaissance und entwickelte sich zum größten Karneval Europas.

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Von sn7376

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