Brodelnde Lava und leckere Desserts
Ein Paradies für Schleckmäuler, Kultururlauber und Abenteurer: Sizilien steht inzwischen immer häufiger auf dem Wunsch-Reiseplan vieler Urlauber. Eigentlich nicht sehr verwunderlich – schließlich hat die größte Insel des Mittelmeeres einiges zu bieten. Egal, ob ein kulinarischer Ausflug in der Inselhauptstadt Palermo, ein Besuch der antiken Tempelanlagen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. oder einer Besteigung des Ätnas, dem aktivsten und größten Vulkan in ganz Europa. Den wohlverdienten Urlaub im vielseitigen Sizilien zu verbringen ist die beste Idee, die du für diesen Sommer haben kannst!
Sizilianische Dessert-Vielfalt in Palermo
Das Paradies ist eine Pasticceria. Genauer gesagt: Die Pasticceria Capello in Palermo. Wenige Meter vom Palazzo dei Normanni – an der Via Colonna Rotta – vertreibt Salvatore Capello hier seine süßen Kreation: Cremige Schichttörtchen aus Mousse von Schokolade, Früchten und Ricotta. Kleine Obstkörbe aus Marzipan. Kandierte Früchte, Krokant oder Konfitüren. Und Eis, natürlich Eis.
„Das musst Du probieren“, rät der 53-Jährige und reicht mir einen kleinen Becker mit einer mahaghonifarbenen, glänzenden Kugel: Schokoladen-Eis aus Madagaskar-Kakaobohnen. „Der Kakaoanteil liegt bei 64 Prozent, deswegen die feine Bitternote“, erklärt Salvatore voller Stolz. Damit habe er 2015 den „Sherbeth“ gewonnen. Der Wettbewerb im Rahmen des alljährlichen Speiseeis-Festivals Mitte September ist die inoffizielle Weltmeisterschaft der Eisverkäufer: Mehr als 40 Gelateri aus aller Herren Ländern versammeln sich im historischen Zentrum und wetteifern um die Gunst der Besucher und der Fachjury.
„Die hohe Kunst der Eiszubereitung“ hätten bereits im 9. Jahrhundert die Araber nach Palermo gebracht, erzählt der Zuckerbäcker. Sherbeth nannten sie das gefrorene Getränk aus Fruchtsaft, Honig und dem Eis des Ätna. Auch Mandeln, Datteln, Orangen und Zitronen stammen von den muslimischen Eroberern. Aus ihnen zaubern Salvatore und seine Kollegen heute wie damals üppige Desserts, Pralinen und Törtchen, die Sizilien den Beinamen La Dolce, die Süße, gaben.
Als Feinschmecker bekannt waren die Bewohner der größten Mittelmeerinsel aber schon bei den Griechen. Fangfrischer Fisch, Gemüse und Früchte aus den sonnenverwöhnten Gärten, Käse und natürlich der Wein von den Hängen des Ätnas fanden und finden in den Tavernen der Insel vielfältige Verwendung: Arancini, frittierte, scharf gewürzte Reisbällchen, Seppie ripiene, Tintenfisch mit geriebenem Pecorinokäse oder Caponata, Auberginen mit Kapern und Kürbis, heißen die Köstlichkeiten, die Reisenden wie Einheimischen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Sizilien: Ein Badeparadies in der Mondlandschaft
Sie „essen, als ob sie morgen sterben, und bauen, als ob sie ewig leben wollten“, beschrieb bereits im 4. Jahrhundert vor Christus der in Agrigento geborene griechische Philosoph Empedokles spöttisch seine Mitbürger. Den Drang zur Ewigkeit belegt das nahe Valle dei Templi, das mit seinen zehn griechischen Tempeln zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Besonders beeindruckend finde ich den Concordia-Tempel mit 34 mächtigen Säulen. Das Bauwerk diente unter Papst Gregor dem Großen als Kirche und überdauerte deshalb die Jahrtausende. Vom Zeus-Tempel – zu Zeiten Empedokles mit einer Länge von 113 Metern der größte Tempel des Altertums – ist heute nur noch ein Trümmerfeld übrig. Doch selbst das lässt mich staunen.
Mit seinen 1.000 Kilometern Küste und unzähligen Stränden und Buchten ist Sizilien im Sommer natürlich auch ein ideales Badeziel, doch mehr als Sonne und Strand reizt mich das Hinterland. Unbedingt zu einem Besuch der Insel gehört für mich deshalb eine Wanderung auf den Gipfel des Ätna, dem größten und aktivsten Vulkan Europas. Erst im März diesen Jahres kam es zu einem erneuten Ausbruch.
3.900 Meter ragt der feuerspeiende Berg in den Himmel, ganz in der Nähe von der Küstenstadt Taormina. Die geführten Routen wechseln je nach Wetter und Tätigkeit des Ätna. Mal geht es durch dichte Kastanien- und Kiefernwälder, dann passiert man eine wilde karge Landschaft, wo es aus Erdspalten dampft und brodelt – oder man durchquert ein gigantisches Feld von erkalteten Lavaströmen, das sich wie eine Mondlandschaft ausbreitet. Auf dem Weg zum Gipfel gibt es Lavahöhlen zu besichtigen – und Hochplateaus wie das Piano delle Concazze mit seinen spektakulären Inselblicken. Eins wird hier schnell klar: Sizilien ist nicht nur in kulinarischer Hinsicht ein echtes Paradies!