Fr. Apr 26th, 2024
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Das Abenteuer des Alleinreisens

Madrid. Mitte Juli. Unbarmherzig brennt die Sonne auf den Asphalt am Paseo del Prado. Die Schlange vor dem Kassenhäuschen reicht einmal ums Eck. Hunderte Touristen warten in Zweierreihen bei der Gluthitze auf Einlass.
„Fahr ruhig allein“, hatte Claudia noch gesagt „und schau dir die Goya-Ausstellung im Prado für mich mit an“. Eigentlich wollten wir beide gemeinsam einen Trip durch Spaniens Mitte machen. Doch meine Freundin wurde kurzfristig krank – und so startete ich meine erste Reise allein.

Jetzt stehe ich bei gefühlten 40 Grad im Schatten vor einem der berühmtesten Museen der Welt – brav in einer Reihe mit Hunderten Kunstinteressierten. Mir läuft der Schweiß den Rücken runter, meine Beine sind schwer, ich habe Durst und Hunger.

Die Schlange kommt nicht vorm Fleck – auch weil vorne eine Lehrerin ihre Schulklasse nicht im Griff hat. Die Reihen durchzählen, Karten verteilen, Ruhe ermahnen. „Das dauert ewig“, raunt ein junger Spanier hinter mir. „Jetzt ein kühles Bier“, antworte ich und drehe mich um. Gute Idee findet er – und zehn Minuten später sitzen wir am Plaza Tirso de Molina in einer Tapas-Bar, trinken eine Cerveza und essen ein paar Kroketten dazu.

Für viele eine Horrorvorstellung

Allein Reisen ist für viele eine Horrorvorstellung: Im Restaurant schauen dich alle mitleidig an. Die Nächte im Hotelzimmer sind lang und schlaflos. Keiner, der dir sagt, wo es lang geht, wenn du den Weg zum Bahnhof nicht findest. Keiner mit dem du die Schönheit einer Landschaft teilen kannst.

Dabei kann so ein Trip eine Bereicherung sein. Und Erfahrung schenken: Nämlich dann, wenn man Schwierigkeiten auf der Reise allein und ohne Hilfe meistert, beispielsweise den Mut zusammennimmt, selbst in einer fremden Sprache nach dem Weg zu fragen, anstatt den Partner vorzuschicken. Dabei wächst man auch an den Herausforderungen und lernt sich selber besser kennen. Denn: Wer ohne Freunde oder Familie reist, denkt viel über sich selbst nach.

Allein Reisen bedeutet auch, die Freiheit zu haben, das zu tun, was man genau in diesem Moment tun möchte – ohne Kompromisse. Zum Beispiel einen geplanten Museums-Besuch einfach canceln, weil einem gerade danach ist. Lange Ausschlafen oder als erster um 7 Uhr das Frühstücksbuffet stürmen. Dass man auf der Reise nur auf sich und seine Bedürfnisse Rücksicht nehmen muss, gehört zu den größten Vorteilen.

Allein? Soziale Medien sind auch noch da

Und was heißt schon allein? Ist man nicht mit einer Reisebegleitung unterwegs und auf sie fixiert, ergibt sich viel schneller die Gelegenheit oder Notwendigkeit, andere Menschen anzusprechen. Dabei sollte man aber schon auf sein Bauchgefühl achten. Und wenn einen wirklich einmal die Einsamkeit überkommt – mit Hilfe der sozialen Medien kann man von fast jeden Fleck der Erde Kontakt mit den Daheimgebliebenen halten.

Und: Es müssen ja nicht der salvadorianische Dschungel oder die Straßen von Mumbai sein. Ein Land, dass man schon einmal besucht hat oder dessen Sprache man spricht, eignet sich bestens für die ersten Schritte im Alleinreisen. Wer unsicher ist, skizziert die ersten Tage am besten minutiös – umwerfen kann man die Planung immer noch, schließlich ist man ja alleine unterwegs.

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Von sn7376

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