Die vielfältigen Lofoten
Natur pur – damit lassen sich die sieben Inseln im Atlantik, nördlich des Polarkreises einfach beschreiben. Hier geht die Sonne im Sommer nicht unter und dank des warmen Golfstroms herrscht ein mildes Klima. Ein Paradies also für alle Freizeitfischer, Extremsportler, Tier- und Naturliebhaber.
Blutrot taucht die Mitsommersonne hinter der Lofotenwand auf. Eben noch irisierend grünblau, färbt sich das spiegelglatte Meer nun orange und rot. Das knallgelbe Kajak schaukelt leicht in den Wellen. Aus der Gruppe Outdoor-Reisender ist kein Mucks zu hören.
Warm und Wetterfest eingepackt sitzen wir am Rande des Trollfjord auf den Lofoten in unseren Booten und sind fasziniert von der Schönheit der Landschaft. Wir, das sind 15 Abenteuerurlauber und Jann Engstad – Outdoor- und Multisport-Guide aus Kabelvag.
„Hab ich zu viel versprochen?“, grinst der 63-Jährige. Hat er nicht! Das Farbenspiel vor der Kulisse der mächtigen, steil ins Wasser fallenden Berge ist einer von vielen Höhepunkten unserer Paddel-Tour nördlich des Polarkreises. Angefangen hatte es vor zwei Stunden, als wir am Eingang des Fjords die Paddel in die Hand nahmen – und in die schmale, von hohen Bergriesen flankierte Wasserstraße einfuhren.
Die meisten Seeadler weltweit
Keine zwei Schläge hatte ich gemacht, als über mir ein Seeadler kreiste, im Sturzflug ins Wasser tauchte – und sich mit einem fetten Dorsch wieder in die Lüfte schwang. „Norwegen“, berichtet Jann, „hat die größte Population von Seeadlern weltweit“. Vor allem auf den Insel Værøy und Røst könne man den König der Meeresvögel beobachten.
Ganz im Norden, bei Andenes, wo die Tiefsee so nahe an die Küste rückt wie nirgends in Europa, werden Walsafaris organisiert. Die Chance, einen der mächtigen Pottwale zu sehen, beteuert unser Guide, liege bei 99 Prozent. Oder man wandert auf den Digermulkollen, wo man auf Elche und Füchse stößt.
Schon der deutsche Kaiser war begeistert
Bekannt geworden sei der 263 Meter hohe Berg durch Kaiser Wilhelm II., erzählt Jann. Seine Majestät machte 1899 mit seiner Yacht hier Halt und war begeistert von der Weite und Größe der Fjordwelt.
In Digermulen am Rande des Berges stechen nach unserer Rückkehr von der Kajak-Tour sofort die knallroten Rorbuer ins Auge: Die ehemaligen Fischerhäuser – auf Stelzen über dem Wasser gebaut – sind heute beliebte Feriendomizile. Man sitzt in einer norwegischen Postkartenidylle, hängt auf der Veranda die Angel raus oder genießt eine Tasse Kaffee, Norwegens Nationalgetränk – und atmet Ruhe.
Am nächsten Tag wollen wir früh Aufbrechen nach Svolvaer. Die Hafenstadt ist seit den Wikingertagen berühmt für ihren Kabeljau-Fang. Rund 3000 Fischer holen noch heute jedes Jahr bis zu 50 000 Tonnen des nahrhaften Fisches aus dem Meer. Zu Tausenden hängen sie auf Meter hohen Trockengestellen, wo sie sich in zwei Monaten in Stockfisch verwandeln.
Jann rät uns dennoch noch nicht ins Bett zu gehen: „Es gibt noch was zu sehen am Nachthimmel“. Unsere Gruppe ist skeptisch, denn Wolken hängen dicht in den Fjord hinein. Doch der erfahrene Guide sollte recht behalten. Hinter einer Wolke beginnt es grün zu schimmern. Aus dem Schimmern wird ein Glimmen. Ein metallenes Minz-Grün treibt die Wolken übers Meer, strahlt hell in tausend Nuancen über den Nachthimmel. Das Nordlicht, Fuchsfeuer, wie die Norweger es nennen, tanzt seinen Schleiertanz der Himmelsfarben. Am Steg schaukeln die Yachten leise in den Wellen. Und aus der Gruppe Outdoor-Reisender ist mal wieder kein Mucks zu hören.