Von Korallen, Kokosnüssen und etwas Rum
Freitagvormittag, 11 Uhr. Am Fischmarkt von Oistins herrscht Partystimmung. „Heute war Zahltag“, freut sich John und wedelt mit ein paar Barbados-Dollars. Der Koch in einem der Beachhotels an der Maxwell Coast hat – wie üblich auf Barbados – seinen Wochenlohn bekommen. Nebenan gibt es heimische Gerichte vom Grill, wie zum Beispiel Fliegender Fisch mit Couscous und scharfer Pfeffersauce, das Nationalgericht der Insulaner. Dazu sorgt eine Steelband für musikalische Unterhaltung. „Den besten Rum der Karibik bekommst du auf Barbados“, sagt John selbstbewusst. Und den besten der Insel brenne die Mount Gay Distilleries – Gerade einmal zwanzig Autominuten von hier. „Musste besuchen“, raunt mir John zu und nippt an seinem Longdrink.
Am nächsten Tag begrüßt Brian mich und eine Gruppe von Kreuzfahrern, deren Schiff im Hafen von Barbados ankert, vor dem Eingang der Brennerei am Stadtrand von Bridgetown. „Seit mehr als 300 Jahren wird hier Rum destilliert“, erklärt der Sohn eines schottischen Kolonialbeamten, denn bis 1966 war die Insel Teil des britischen Empire. Mit missionarischem Eifer führt uns der 42-jährige Guide durch die Brennanlagen, klärt auf über Fermentierung und Destillierung, Reifung und Abmischung – und lässt jeden Gast an großen Schwenkgläsern nippen. Besonders stolz ist Brian auf den Old Cask Selection 1703. „Der doppelt destillierten Masterblend ist der älteste Rum der Welt“, sagt er. „Und hat bei vielen Wettbewerben Preise gewonnen.“
Von Unterwasserabenteuern und Kokosnüssen
Brians zweite große Leidenschaft ist das Tauchen. Und auch dafür gebe es „kaum einen besseren Ort als Barbados“. Wir verabreden uns für den nächsten Tag am Sandy Lane Beach in St. James, wo er mir seine Lieblingsreviere zeigen will. Vorher sollte ich unbedingt noch einen Abstecher zur Harrison´s Cave im Landesinneren machen.
Der Weg dorthin führt vorbei an eintönigen Zuckerrohrplantagen und gigantischen Feigenbäumen, deren herabhängende Luftwurzeln der Insel einst ihren Namen – Barbados, die Bärtigen – gaben. Überall am Wegesrand findet man noch die typischen Chattel Houses: Bunt bemalte Holzhütten aus der Zeit der Sklavenbefreiung. Die freigelassenen Arbeiter erhielten damals das Recht, kleine Hütten auf dem Grund der ehemaligen Herren zu errichten. Weil sie aber jederzeit wieder vertrieben werden konnten, bauten sie kleine Häuser aus Brettern, die man jederzeit zerlegen konnte.
Am Strand wartet Brian schon in seinem kleinen Fischerboot. „Wir fahren etwas raus“, sagt er bestimmt. An den vorgelagerten Korallenriffen könne man im kristallklaren Wasser seltene Tierarten wie Seepferdchen und Karettschildkröten entdecken. An der riffgeschützten Westseite der Insel reihen sich die makellose Top-Strände wie Perlen an einer Kette: Brandon’s Beach, Paynes Bay oder Mullins Beach heißen die Träume aller Badeurlauber. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen in der Nähe eines Palmenwäldchens. Die Sonne geht langsam am Horizont unter. Ein Kokosnussverkäufer kommt vorbei und bietet uns zwei Früchte an. In einem Loch steckt ein bunter Strohhalm. Ich ziehe daran. Es schmeckt süß, cremig nach Kokosnuss – und ordentlich nach Rum. Einfach paradiesisch!