Fr. Apr 26th, 2024
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Atemberaubende Aussichten in Mexiko

Teil III unserer Serie „Das ist Luxus“ führt uns in die Berge im Westen Mexikos – und an Bord des El Chepe, der von Chihuahua nach Los Mochis fährt. Denn Luxus findet sich nicht nur im glitzernden Nobelhotel, sondern je nach Interesse und Laune auch auf Schienen, auf einer der spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Welt. Ganz ohne irgendeinen Schnickschnack, einfach nur mit atemberaubenden Aussichten und zuvorkommenden Mexikanern.

Morgenstund‘ hat Gold im Mund

Jiminez drängte. „Machen Sie zu, der Zug fährt gleich los.“ Dann hatte mich der windige Fahrkartenverkäufer endlich an Bord gebracht, schien erleichtert – und verschwand sofort. Es war früh am Morgen, als sich El Chepe in Bewegung setzte – 652 Kilometer lagen vor dem Schienen-Koloss bis Los Mochis. Und 15 Stunden.

Natürlich hatte ich so früh am Morgen noch einen knurrenden Magen – und freute mich auf das Frühstück im Speisewagen. Huevos rancheros vielleicht, aber nicht zu viel Salsa. Und Kaffee, Kaffee!

Vor der Pullman-Tür stand Juan. Breitbeinig, aber höflich. „Ihr Ticket, Senor.“ Dann lachte der Schaffner, sein dicker Leib geriet in Bewegung. „Holzklasse, nicht First Class“ – und reichte mir den Fahrschein mit der rechten Hand zurück, während die linke eindeutig hinter mich wies. Schade eigentlich. Aber für die spektakuläre Aussicht aus den Fenstern, die für mich reiner Luxus ist, muss man ja nicht unbedingt in der ersten Klasse sitzen.

Luxus á la Méjico

So kam es zur Bekanntschaft mit Abraham, der in Cuauhtemoc zustieg: Einer ärmlichen Bahnstation, sonnig und staubig, und einem vor sich hin dösenden Eseln im Schatten eines halb verdorrten Bäumchens. „Godden Tach“ sagte Abraham, und setzte sich mit Lisa, seiner Ixtaccihuatl, wie die Indianer der Sierra Madre weiße Frauen nennen, ins enge Abteil.

Der großer Mann, blond und blauäugig, zeigt auf die großen Geier, die auf einmal den Zug eskortieren: „Aasfresser, doch manchmal reißen sie auch Vieh.“ Abraham und seine Frau gehören zu den Mennoniten, die sich vor knapp 100 Jahren hier niederließen – und die heute noch so leben wie damals. Traktoren sind Teufelszeug, auch Radios, Fernseher und elektrischer Strom. Und die Kleider werden selbst genäht. Ein Leben, dass ich mir kaum vorstellen kann – und doch freute ich mich das Abteil mit Abraham und Lisa teilen zu können. Wo sonst bekommt man so einen authentischen Einblick in das Leben einer anderen Kultur?

Es wird heißer, mein Magen schnappt nach Luft, gähnt: der Hunger drückt aufs Gemüt. El Lazo. Die Bahn steigt kräftig bergan: 2,5 Prozent. Die erste von 39 Brücken, der erste von 89 Tunnels. Die Landschaft nun wild, verwittert die Steine: Puma und Klapperschlangen soll es draußen geben – und Wölfe, Jaguar, Affen.

„So eine Aussicht muss man bewusst genießen“, sagt der in einer blauen Latzhose steckende Bauer in seiner drolligen Sprache, die wie ein Mix aus Holländisch und Ostpreußisch klingt. Deutsch pur hingegen die Stullen, die, als er sie auspackt, sofort verschwenderisch Duft erzeugen: Dunkles Brot, dick belegt – mit Butter, Käse und Tomaten. „Nimm eins.“ Mehr Luxus geht nicht. Kein Schnickschnack, einfach nur ein leckeres Käsebrot in zuvorkommender Gesellschaft.

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Von sn7376

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