Willkommen in Americas Finest City
Kilometerlange Sandstrände, die zum Surfen einladen. Den Sonnenuntergang in einer hippen Strandbar am Pacific Beach beobachten. In Oldtown authentische mexikanische Küche genießen. San Diego wird von seinen Einheimischen zurecht „Americas Finest City“ genannt. Das besondere Lebensgefühl der kalifornischen Traumstadt stellt sich auch bei Touristen ganz schnell ein.
Das Gaslamp Quarter – Der historische Stadtkern San Diegos
Freitagabend in Patricks Gaslamp Pub. Vor der nur noch spärlich beleuchteten Bühne swingt und klatscht ein gut gelauntes Publikum unverdrossen. John, das schwarze T-Shirt nass geschwitzt, schnallt sich erneut seine Gitarre um den Hals – und klemmt die Mundharmonika wieder an den Harparm.
Dann schlägt der 60-Jährige ein paar Akkorde und bläst die Melodie von Dylans Klassiker „The Times They Are A-Changin‘“. Die Zuschauer applaudieren, nippen an ihrem Bier und singen den Refrain mit. Eine gelungene Zugabe nach gut einer Stunde Blues vom Feinsten.
Die Leute in San Diego seien einfach cool drauf, sagt mir der Musiker nach seinem Auftritt. „Hier kriegst du immer deinen Applaus“. Man lebe eben „laid back“, entspannt, locker. Und das nicht nur im Gaslamp Quarter, dem historischen Stadtkern der Millionenmetropole.
Seit den 1880er Jahren bildeten die 16 Blöcke zwischen Broadway und Harbor Drive das Vergnügungsviertel – mit Bars, Spielhallen und Bordellen, einige davon im Besitz des legendären Wyatt Earp. Nach dem Weltkrieg zog Tristesse ein, in den 1960er sollte das Areal gar plattgemacht werden und einer seelenlosen Neubausiedlung weichen.
„Mit einer Bürgerinitiative haben wir uns dagegen gewährt“, erinnert sich John. „Und für den Erhalt des historischen Charakters gekämpft“. Heute erstrahlen die viktorianischen Klinkerbauten mit ihren Giebel, Erkern und Ecktürmen wieder. Im Parterre haben sich erneut Bars, Restaurants und Musikclubs breit gemacht, die von Studenten oder Kadetten der Naval Base Coronado – nach Norfolk die größte Marinebasis der USA – bevölkert werden.
Hipsterviertel und Surferparadies
Neben dem Gaslamp Quarter hat sich North Park zum Hipster-Viertel gemausert. Im Stadtteil nördlich vom Balboa Park haben in jüngster Zeit eine Vielzahl von kleine Läden für Hand- und Hausgemachtes aufgemacht: Alternative Modelabels, Naturkosmetikshops, Kaffeeröstereien und Dutzende Craft-Bier-Brauereien.
Eine von ihnen betreibt Mike Hess. Der Ex-GI mit deutschen Wurzeln hat sich das Brauhandwerk selber beigebracht – „in der Küche meines kleinen Appartements“, wie er erzählt. Heute braut der Selfmademan, mitten im Viertel, 21 verschiedene Biere – darunter ein kräftiges Märzen oder das frische Claritas Kölsch, dass ihm im vergangenen Jahr eine Goldmedaille beim World Beer Cup in Philadelphia einbrachte.
Wenn Mike nicht im Brauhaus neue Biervarianten austüftelt, findet man ihn an einem der zahlreichen Strände von San Diego. Die 110 Kilometer lange Küste des Countys ist ein einziges, feinsandiges Baderevier und eine erste Adresse unter Kaliforniens Surfparadiesen: Miami Beach, Cadriff Reef, Swami’s oder Black Beach heißen die Hotspot, an denen Surfer das ganze Jahr über Wellen reiten.
Es gibt kilometerlange Promenaden, die sich Jogger, Radfahrer und Skater teilen, an manchen Abschnitten kann man Robben oder gar Wale beobachten, an anderen finden abends Beach Barbecues statt. Dort trifft man gelegentlich auf John mit seiner Gitarre und Mundharmonika. Vor der fast kitschig anmutenden Kulisse, wenn die Sonne glutrot im Pazifik versinkt, kramt der Barde ein paar Rhythm’n’Blues-Stücke aus seinem Repertoire – und kann sich auch hier des Applauses seiner Zuhörer sicher sein.